****or:
Werfen wir einmal ein paar Kohlen ins Feuer!
Wie sieht es aus mit:
• Wer psychisch bzw emotional nicht so stabil ist zum Beispiel. Wer Traumata und Trigger hat.
• Körperliche Gebrechen
• Wer BDSM als Therapieersatz oder Kompensation nutzen will
Ich bin selbst
psychisch bzw emotional nicht so stabil
, habe auch per Diagnose einen bescheinigten Dachschaden in Form einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung und lebe trotzdem eine äußerst befriedigende und wundervolle Beziehung mit starkem BDSM-Einfluss.
Der Schwerpunkt bei uns liegt auf Liebe, alles andere ist dem untergeordnet.
Ich bin stark masochistisch veranlagt und ich habe lange gebraucht, das für mich zu akzeptieren, eben auch wegen meiner persönlichen Geschichte. Das hat gedauert, und ja, das war auch ein therapeutischer Prozess, sicherlich aber kein Therapie-Ersatz!
Viele meiner Trigger kenne ich ganz gut, weil ich sehr stark reflektiert bin (übrigens ein Faktor, der die Therapeutensuche keinesfalls erleichtert, ganz im Gegenteil!)
Ich halte es für unglaublich wichtig, mit bereits bekannten Triggern so offen und ehrlich umzugehen, wie es nur geht. Das ist schwer, das tut weh (ungeiles Aua), aber es ist für den Top-Part unfassbar wichtig, diese Dinge zu wissen.
Natürlich kann es trotzdem immer noch zu Flashbacks/unschönen Situationen/ungewollten Reaktionen kommen. Aber mal ehrlich, das kann auch ganz ohne traumatische Vorgeschichte passieren.
Der Meine (mein Liebster, mein Mann, mein Top, mein Dom; in dieser Reihenfolge) kennt meine Geschichte, so weit ich sie berichten konnte und er geht entsprechend damit um.
Wenn mir jetzt jemand von außen erklären wollte, ich dürfte das nicht ausleben... da würde ich ernsthaft aggressiv werden, was so gar nicht in meiner Natur liegt. Ich weiß schon sehr gut, was mir gut tut und was nicht.
Übrigens hält die Therapeutin, die ich nach wirklich langer Suche gefunden habe, diese Beziehung für sehr gut und mein BDSM-Ausleben für sehr gesund, weil ich meine Sexualität damit selbstbestimmt in die Hand genommen habe. Sie gegen Widerstände im persönlichen Umfeld verteidigt habe und sie mir einfach gut tut.
Damit ist das Ganze kein Therapie-Ersatz, aber das positive Ausleben der eigenen Neigungen, der Sexualität ist sehr wohl förderlich für eine parallel laufende Therapie.
Der Schwerpunkt liegt hier klar im Sich-Ausleben und mit sich selbst im Reinen sein und nicht im Ersatz für eine (fehlende) Therapie. Dies allerdings, wie schon gesagt, im Rahmen einer tiefen emotionalen Beziehung.
Bei körperlichen Gebrechen, welcher Art auch immer, gibt es immer Mittel und Wege, davon bin ich überzeugt. Klar geht nicht immer alles (bei mir mit meinen psychischen Geschichten ja auch nicht), aber wenn man kreativ genug ist, findet man Wege um die Einschränkungen herum. Ich habe schon eine Querschnittsgelähmte samt Rollstuhl in einer Suspension gesehen...
D/s funktioniert auch, wenn das Gegenüber körperlich eingeschränkt ist, ganz gut. Es muss ja nicht immer nur knien sein.
Wenn ich jemanden treffe, bei dem ich den Eindruck habe, dass er/sie einen Therapie-Ersatz oder eine Kompensation sucht, nehme ich von dieser Person Abstand.
Aber ich versuche, nicht über Andere zu urteilen und ich will niemandem absprechen, seine sexuelle Erfüllung zu finden. Ich finde es nach wie vor überheblich, so etwas zu tun.
Als kleine Anmerkung:
eine bis dato sehr gute und langjährige Freundin kam nicht klar damit, dass ich diese Neigungen auslebe, aus psychologisch verständlichen Gründen. Aber ich habe damals bereits argumentiert, dass es mir um eine selbst bestimmte Sexualität geht, und mit ihrer Ablehnung hat sie mir genau das abgesprochen.
Heute bin ich mit dem Meinen im siebten Jahr... mit ihr habe ich nur noch sporadischen Kontakt, was schade ist, aber nicht an
meiner mangelnden Akzeptanz liegt.
Ich bleibe dabei, ich habe kein Recht, jemand Anderem das Ausleben seiner Neigung abzusprechen/zu verbieten/davon abzuraten.
Ich kann nur selbst entscheiden, wenn ich das mit der entsprechenden Person nicht will.
Sperling